Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Gioconda Belli

Gioconda-Belli.jpg

 

 

 

Gioconda Belli

Gioconda Belli, 1948 geboren in Managua / Nicaragua, beteiligte sich ab 1970 am Widerstand der Sandinisten gegen die Diktatur in ihrem Land. 1975 ging sie ins Exil nach Mexico. Heute lebt sie in Nicaragua und den USA.1988 gelang ihr mit dem Roman „Bewohnte Frau" der internationale Durchbruch. Ihr schriftstellerisches soziales und politisches und nicht zuletzt feministisches Engagement stieß auf scharfe Kritik auf Seiten des Bürgertums. Gleichzeitig verursachten Anfang der 70er Jahre ihre ersten veröffentlichten erotischen Gedichte im katholischen Nicaragua einen Skandal.

 

 

 

 

Erinnerung

Verstreut lagen
die Blüten des großen Baumes,
dessen Namen ich nicht kenne,
des Baumes, der rot aufblüht
am Abend,
an den Abenden, da die Erinnerung an dich
mein Blut durchströmt in einem großen Strom,
so wie die roten Blüten
auffliegen über Dächer und Menschen,
sich niederlassen auf Wassergräben,
auf der Zeit,
oder auf jenem Brunnen, mein Geliebter
auf jenem Brunnen ...


De los recuerdos

Estaban allí
desparramadas
las flores del árbol grande
que no sé cómo se llama,
pero que florece rosado
en las tardes,
esas tardes hermosas en que tu recuerdo
es una sola corriente que vibra en mi sangre,
como esas flores
vuelan sobre techos y gente,
se posan en el agua de las cunetas,
en el tiempo
o en aquella fuente, mi amr
o en aquella fuente ...


Und Gott machte eine Frau aus mir

Und Gott machte eine Frau aus mir,
mit langem Haar,
Augen,
Nase und Mund einer Frau.
Mit runden Hügeln
und Falten
und weichen Mulden,
höhlte mich innen aus
und machte mich zu einer Menschenwerkstatt.
Verflocht fein meine Nerven
und wog sorgsam
meine Hormone aus.
Mischte mein Blut
und goss es mir ein,
damit es meinen Körper
überall bewässere.
So entstanden die Gedanken,
die Träume,
die Instinkte.
All das schuf er behutsam
mit seinen Atemstößen
und seiner bohrenden Liebe,
die tausenundein Dinge, die mich täglich zur Frau machen,
derentwegen ich stolz
jeden Morgen aufwache
und mein Geschlecht segne.

Aus: Gioconda Belli: In der Farbe des Morgens, Gedichte

 

 

 

 

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: